In der dritten Folge der im FAGOTT-Orgelverlag erschienenen Reihe "Orgeln audiovisuell" werden die beiden Orgeln der Marktkirche Unser lieben Frauen zu Halle an der Saale vorgestellt. Nach bewährtem Konzept stellt die DVD einen Mix aus Orgelkonzert sowie der Vermittlung fundierter Hintergrundinformationen zu den Instrumenten und interpretierten Werken dar. Interpretiert und referiert werden die Inhalte dieser Ausgabe von dem französischen, u.a. bei Martin Haselböck ausgebildeten Organisten Irénée Peyrot, seit 2005 Organist in Halle und auch zuvor bereits seit langem in Deutschland, etwa in Ahrensburg und Lübeck tätig.
Systematisch ist der Film in zwei Abschnitte gegliedert: Zunächst wird die kleinere und ältere Reichel-Orgel auf der Ostempore porträtiert. Erbaut in den Jahren 1663/64, blieb sie seither größtenteils original erhalten und wurde 1972 durch das Traditionsunternehmen Schuke restauriert. Mit liebenswertem, französischem Akzent und in bestem Deutsch berichtet Peyrot eingangs allerhand Wissenswertes über die Historie sowie spezifische Besonderheiten und Eigenschaften des Instruments. Umrahmt werden seine Ausführungen von Werken des deutschen Früh- und Hochbarock von Johann Hermann Schein, Samuel Scheidt, Friedrich Wilhelm Zachow und Georg Friedrich Händel. Jedem der Stücke werden interessante und aufschlussreiche Erläuterungen vorangestellt.
Im Mittelpunkt des zweiten Teils steht die große 3-manualige Schuke-Orgel mit 56 Registern. Hierauf spielt Peyrot eingangs Bachs Toccata, Adagio und Fuge BWV 564. Gibt es insgesamt überhaupt irgendetwas an Peyrots Spiel zu bemängeln, so sind es die beinahe schon halsbrecherischen Tempi, die er im Anfangs- und Schlusssatz dieses Werks wählt und die hier ein wenig auf Kosten der melodischen Linie und der Werkarchitektur gehen.
Im Anschluss folgt ein Ausflug in die Instrumentenkunde. Sowohl äußerlich als auch aus dem Orgelinneren heraus wird die Funktionsweise der "Königin der Instrumente" überaus anschaulich und gut verständlich beschrieben. Man mag auf der einen Seite einwenden, dass diese Sequenz für die wohl in erster Linie angesprochene Zielgruppe ausgewiesener Orgelfans natürlich nichts wirklich Neues beinhaltet. Andererseits ist sie für Unkundige umso lehrreicher und vermittelt kurz und prägnant technisches Hintergrundwissen und Fachbegriffe, die man sich ansonsten erst separat anlesen müsste. Hinsichtlich dieses orgelkundlichen Exkurses ließe sich allenfalls einwenden, dass er thematisch vielleicht besser im Rahmen einer vorangestellten Einleitung am Beginn der DVD aufgehoben wäre, wenn nicht sogar idealer weise als separates Feature hätte konzipiert werden können.
Abschließend trägt Peyrot Bachs Fantasie und Fuge in D-Dur BWV 912 in einer Bearbeitung von Max Reger sowie dessen eigene Introduktion und Passacaglia in d-Moll ohne Opuszahl vor. In allen Stücken registriert Peyrot stilsicher, ausdrucks- und wirkungsvoll und erzeugt somit ein farbenprächtiges, das Instrument in all seinen Facetten wunderbar charakterisierendes Klangbild.
Abgerundet wird die Produktion schließlich durch eindrückliche optische Impressionen des Kircheninneren und seiner Architektur, eine spannende Bildführung sowie eine gute Tonqualität. Zusammenfassend hält diese DVD tatsächlich uneingeschränkt das, was sie auf der Rückseite ihrer Hülle verspricht – nämlich einen "sinnlichen und dabei informativen Genuss" – und merkt man ihr durchweg an, dass sie mit viel Liebe zum Instrument und zur Musik produziert worden ist. Darauf, dass die Reihe fortgesetzt werden soll, darf man sich daher sehr freuen und dem Produktionsteam um Johannes Eckelmann nur empfehlen: "Weiter so, gerne mehr davon!"