Mit Ausnahme der großen Namen wie Mendelssohn, Brahms, Liszt oder Reubke fanden viele Komponisten des 19. Jahrhunderts lange Zeit kaum Beachtung. Erst infolge des wiedererwachten Interesses an der deutschen Musik des 19. Jahrhunderts rückte auch das kompositorische Schaffen vieler dieser nur wenig bekannten oder gänzlich vergessenen Meister in das Blickfeld des Interesses.
Einer dieser vergessenen Komponisten ist Johann Gustav Eduard Stehle (geboren am 17. Februar 1839 in Steinhausen in Württemberg, gestorben am 21. Juni 1915 in St. Gallen in der Schweiz).
Er studierte am Lehrerseminar in Schwäbisch-Gmünd, bevor er 1869 die Stelle des Kantors und Organisten an der katholischen Kirche in Rorschach am Bodensee (Schweiz) übernahm. 1874 wurde er als Domkapellmeister an die Kathedrale in St. Gallen (Schweiz) berufen, wo er bis zu seinem Tod wirkte.
Er gilt als Erneuerer der Kirchenmusik in der Schweiz.
In seinem Kompositionsstil setzt Stehle bei der Frühromantik mit deren wesentlichen Gestaltungselementen wie harmonisch orientierter Satz, Modulation und chromatische Akkordik an und entwickelt diesen zur symphonischen Tonmalerei im Sinne der Ästetik des Franz Liszt, dessen glühender Bewunderer er war, weiter.
Mit wenigen Ausnahmen sind seine Orgelkompositionen eher dem konzertanten als liturgischen Bereich zuzuordnen. Er versteht sich darin als Orgelvirtuose und stellt eine hervorragende Beherrschung des Instruments unter Beweis.
Die hier vorgelegte Phantasie über den Schweizer Psalm ist 1904 aus Anlass des 50. Todestages von Pater Alberich Zwyssig – dem Schöpfer des Schweizer Psalms – entstanden und dem Abt der Zistensienserabtei Wettingen-Mehrerau gewidmet.
Weitere Orgelwerke von J. G. E. Stehle sollen in diesem Verlag demnächst dem interessierten Musiker angeboten werden.
